in Leipzig auf der
Messe war. Da ich aber den 19 May dahin kam, so habe ich zu meinem Verdruß und
Unglück zur Nachricht bekommen müssen, daß er nach Caßel abgereiset der
bevorstehender Vermählung des Printzen Friedrichs bey zu wohnen. Weil ich nun
in Leipzig einige gute Freunde aus Marburg gefunden, die mich mit Sich biß
nach Caßel nehmen wol[l]ten, so habe ich mich resolviret auf den Weg zu
begeben. Denn in Freyberg war weder zu essen noch zu lernen mehr zu bekommen:
wo ich das Probieren schon gelernet; die Chymie war aus, der Inspec-tor Kern
wol[lJte nicht anfangen, weil der Henkel viel von dem ihm von der Academie der
Wießenschafften zu gestandenem Gelde abziegen wol[l]te. Und bey dem
Markscheider, der, welcher die Mathematic besser als er verstehet, hat
nichts mehr zu lernen, als die Mess-Sch[n]ur auszuziehen, welches man ohne 50
Thaler zu bezahlen, lernen
kan[n]. Indem ist aber dahin kam, habe ich wieder zu meinem größeren
Mießvergnügen erfahren müßen, daß man dort von unserem Herrn Abgesanden gar
nichts wüßte. Ich wunderte mich sehr, weil ich doch in einigen Orten auf dem
Wege von seiner Reise gehöret. Bey diesen verzweifelten Umstand, weil nicht
wußte, wo der Herr wäre, habe ich für das rathsamste gefunden über Holland
(wofern ich bey dem Herrn Graf Golofkin keine Zuflucht finde) nach Petersburg
zu gehen. Ich begab mich erstlich nach Marburg, damit ich mich bey meinen
alten Freunden auf die Reise versehen kön[n]te. Dem Herrn Wolf[f] beschwerlich
zu fallen, habe ich mich nicht unterstanden weil ich von ihm vernommen
habe, daß
6Г nur vor einigen Wochen
das übrige Geld von Petersburg bekommen, und ich kon[n]te wohl merken, daß er
in diese Affaire gar nicht sich mengen wol[ljte. Ich ging demnach von hier
nach Frankfurt, und von dort zu Waßer biß Rotterdamund Ha[a]g. Der Herr
Graff hat mir alle Hilfe abgeschlagen und sich in die Sache gar nicht meliren
wol[l]te. Dannenhero ging ich nach Amsterdam, wo ich einige bekan[n]te
Kaufleute von Archangel gefunden, welche mir die Rückreise nach Petersburg
ohne Befehl vor zu nehmen gantz u[nd] gar abgerathen. Sie stelleten mir ein
Häuf